Antike Glocken in einem Museum in Shanghai.

Über 5000 Jahre alt ist die Geschichte der Glocken. Sie dienten als Schmuck, um die eigene Wichtigkeit zu betonen - und zur Abwehr von Dämonen. Zum christlichen Zeichen wurden sie erst sehr viel später.

Tönende Metallgefäße mit dem Zweck, Menschen zusammenzurufen gab es schon im alten China. Vor 5.000 Jahren entwickelte sie sich dort aus Klingsteinen, Frucht- und Klangschalen. Frühformen bestanden aus genietetem Eisenblech. Im 9. Jahrhundert v. Chr. gab es in Asien Bronzeguss und in Ägypten Guss aus Gold oder Silber. Im klassischen Altertum galt der eherne Klang der Glocke als Stimme der Götter. Es gab Glöckchen als Schmuck und Glücksbringer zur Dämonenabwehr.

In der Bibel, im Alten Testament, wird berichtet, dass der Rocksaum des hohepriesterlichen Gewandes und der Vorhang des Tempels in Jerusalem mit Glöckchen bestückt war. Auch wird berichtet, dass Glöckchen dazu dienten, den Psalmengesang zu intonieren und dem Vorsänger zum richtigen Ton zu verhelfen.

Glocken sollten Dämonen abwehren

Im Christentum nutzten zuerst Einsiedlermönche nach dem Vorbild des Heiligen Antonius Handglocken zur Dämonenabwehr, ganz in der Tradition der Antike. Man hängte sie über den Eingang seiner Höhle oder trug sie bei sich.

Als die Einsiedler sich zunehmend in Mönchsiedlungen zusammenfanden und seit dem 4. Jahrhundert klösterliche Gemeinschaften gründeten, bekam die Glocke eine weitere Funktion. Sie wanderte auf einen Turm oder an eine Wand und wurde mit dem Seil geläutet, um allen ein Zeichen zu geben.  

"Signum dare" - Das Zeichen der Gemeinde

Dieses "signum dare" (lateinisch für "Zeichen geben") als Aufgabe der Glocke steht erstmals bei dem Mönchsvater Pachomius (4. Jahrhundert) in dessen Mönchsregel. Er wollte, dass das asketische Leben in der Gemeinschaft einen sinnvollen, menschendienlichen Rhythmus hatte und in einem Wechsel aus Arbeit, Gebet und Muße geregelt war.

Weitere Informationen

Wussten Sie schon?

In der Volksmedizin verabreichte man abgefeiltes Glockenmetall als Mittel gegen Fallsucht und Fieber. Es hieß, Glockenschmiere heile den Nabelbruch.

Ende der weiteren Informationen

Glocken setzten sich seit dem 5./6. Jahrhundert auch im Alltag der irischen Mönche durch, um geregelte Gottesdienstzeiten zu haben, um zu Tisch zu rufen und die Arbeitszeiten einzuläuten. Die Glocken lösten dabei die Schlagbretter ab, die diese Aufgabe vorher übernommen hatten. Schlaghölzer oder Ratschen sind heute noch mancherorts am Karfreitag in Gebrauch. Der Legende nach fliegen nämlich am Gründonnerstag alle Glocken nach Rom, und kommen erst zur Osternacht wieder zurück.

Irische Mönche brachten die Glocke nach Hessen

Dom zu Fulda

Die irischen Mönche brachen später zur Missionierung des europäischen Kontinents auf. Ihnen verdanken wir auch hier in Hessen unsere Christianisierung. Der in Irland hoch verehrte Heilige Patrick war es, der den Wanderstab und die Glocke praktisch zu den Insignien der irischen Wandermönche machte.

Die Glocken gelangten mit den irischen Wandermönchen auf den europäischen Kontinent und damit auch ins Leben der Gemeinden. Der Begriff "Glocke" kommt wahrscheinlich von dem lautmalenden irischen cloch. Seit dem 8. Jahrhundert waren Glocken im westlichen Christentum dann allgemein verbreitet. Für ihren Dienst wurden die Glocken seit jener Zeit gesegnet. Glockenweihen sind bis heute üblich. Im Mittelalter wurden Glocken gelegentlich auch gesalbt, es gab sogar "Glocken-Taufen" auf den Namen eines Heiligen.

Frieden und Krieg, Feuersbrunst und Wassernot

Das Läuten der Glocken hatte Funktionen weit über den gottesdienstlichen Rahmen und die Regelung des bäuerlichen Arbeitstages hinaus. Glocken meldeten Frieden und Krieg, Feuersbrunst und Wassernot. Das Läuten diente von alters her der Dämonenabwehr. Es gab das Wetterläuten und das Pestläuten mit manchmal entsprechenden eigenen Glocken. Mit Weiheinschriften, Bannsprüchen und Heiligendarstellungen auf den Glocken versuchte man ihre Wirkung zu verstärken. Glocken können aber durchaus auch gute Geister rufen. In manchen Gegenden Mitteleuropas wurde zur Saatzeit zu bestimmten Stunden geläutet, um gute Erträge zu bewirken.

Klaus Hofmeister, hr-Kirchenredaktion