Landkreis Kassel Vellmar-Obervellmar: Ev. Kirche
Das 600 Jahre alte Gotteshaus ist Mittelpunkt des Stadtteils Obervellmar. Bereits auf sehr alten Plänen der Gemeinde Obervellmar ist zu erkennen, dass die Kirche immer Mittelpunkt des Dorfes war.
Auf einer kleinen Anhöhe ist der Sakralbau inmitten alter Fachwerkhäuser eingezeichnet. Die Fachwerkhäuser sind heute größtenteils verschwunden, lediglich die Kirche hat die Jahrhunderte überdauert. Die Kirche wurde im spätgotischen Stil errichtet, wie es vom Hochmittelalter bis ins 16. Jahrhundert im ländlichen Raum der Region üblich war und noch heute in vielen Gemeinden anzutreffen ist. Das exakte Alter des Gotteshauses lässt sich nicht mit Sicherheit bestimmen, doch gibt es eindeutige Hinweise auf die Entstehungszeit in der Spätgotik.
Eine der ältesten Glocken
Der über 25 Meter hohe Turm ist überwiegend aus Bruchsteinen errichtet und hat 1,50 Meter dicke Wände. Auf der Spitze der achteckigen, Schiefer gedeckten Turmhaube befindet sich eine Wetterfahne mit der Jahreszahl 1864. Vor allem in der fehdereichen Zeit des 14. und 15. Jahrhunderts dürfte der Turm auch Zufluchtsstätte der Einwohner gewesen sein.
Die heute im Innenbereich sehr spartanisch anmutende Kirche war bis zur Reformation katholisch.
Davon zeugen heute noch die alten Bronzeglocken, die über eine 54-stufige Holztreppe im oberen Teil des Turmes zu erreichen sind. Die älteste stammt aus 1440 und zählt zu den ältesten des Landkreises. Aus den Inschriften ist erkennbar, dass die Kirche einst der Jungfrau Maria geweiht war und somit den Namen Marienkirche trug.
Die Orgel
Die aus 1042 Pfeifen bestehende Orgel wurde 1773 durch den Gottsbührener Orgelbaumeister Stephan Heeren gefertigt und sorgt noch heute für die musikalische Umrahmung der Gottesdienste.
Die erste urkundliche Erwähnung eines Pfarrers geht auf das Jahr 1309 zurück. Eine Steinplatte im Kircheninneren zeigt die Darstellung einer älteren Holzkirche, die früher einmal an gleicher Stelle gestanden haben soll.
Die Eintragungen in den alten Kirchenbüchern, die in Obervellmar bereits seit 1653 geführt wurden, sind eine ergiebige Quelle für Historiker und Genealogen. Diese Bücher befinden sich heute im Landeskirchlichen Archiv Kassel.
Herz von Obervellmar
1824 wurde die Kirche umfangreich erweitert, weil nur 26 Männer auf der Empore und 55 Frauen im Kirchenschiff Platz fanden. Trotz zahlreicher Veränderungen ist die Kirche für die rund 3000 Gemeindeglieder in Obervellmar das Herz des Stadtteils geblieben. Sie begleitet die Gläubigen von der Taufe bis zum letzten Gang. Dafür sorgen auch die beiden Pfarrerinnen Sabine Kropf-Brandau und Silke Kohlwes, die sich eine Pfarrstelle teilen und sehr beliebt sind. "Wir arbeiten gern als Team für die Kirchengemeinde Obervellmar und freuen uns über die vielen ehrenamtlich Mitarbeitenden", sind sich die beiden Pfarrerinnen einig.
Von Werner Brandau