Reiskirchen-Wirberg - Glocke

Ein reizvolles Bild bietet sich dem Reisenden, der von Gießen kommend die B49 in Richtung Grünberg befährt und kurz vor der Abfahrt nach Göbelnrod den Blick nach links über die Landschaft schweifen lässt: Die evangelische Pfarrkirche Wirberg.

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Reiskirchen-Wirberg: Ev. Pfarrkirche

Glocken
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Auf der gegenüberliegenden Seite einer leichten, von der Vogelsbergbahn durchquerten Talsenke thront auf einem bewaldeten Bergrücken in ca. 1,5 Kilometern Entfernung majestätisch die alte Pfarrkirche Wirberg.

Das evangelische Gotteshaus wurde im Jahr l754 an der Stelle einer 1716 teilweise eingestürzten Klosterkirche, die Teil eines 1149 erstmals urkundlich erwähnten Prämonstratenser-Klosters war, errichtet.

Schon in vorreformatorischer Zeit war die Klosterkirche Mittelpunkt eines Kirchspiels, zu dem die Dörfer Beltershain, Bollnbach, Göbelnrod, Lumda und Reinhardshain gehörten. Die Pfarrei Veitsberg mit den Orten Saasen, Harbach und Lindenstruth war daran angeschlossen. Auch nach der Aufhebung des Klosters im Jahr 1527 änderte sich daran nichts. Der Wirberg behielt seine Funktion als Mittelpunktkirche.

Heute sind nach einer wechselvollen Geschichte die Gemeinden Wirberg (der Wirberg mit seinen Bewohnern, Göbelnrod und Reinhardshain) und Beltershain als eigenständige Gemeinde zum Kirchspiel Wirberg zusammengefasst.

Sehenswert: Altar und Orgel

Beim Betreten der Kirche fällt der Blick des Besuchers auf den Altar, dessen alte Sandsteinplatte an allen vier Ecken das Weihekreuz trägt. Hinter dem Altar steht im dreiseitigen östlichen Abschluss des Saalbaus die Orgel. Sie wurde 1863 von Rudolf Bernhard aus Romrod gebaut und ersetzte ein kleineres Instrument aus der Gießener Burgkirche, das die Universität der Gemeinde auf deren Bittgesuch hin 1778 überlassen hatte. Die Prospektpfeifen mussten l9l7 zu Kriegszwecken abgeliefert werden. Damit die Orgel weiterhin gespielt werden konnte, wurden als Ersatz Pfeifen aus Zink eingebaut. Im Rahmen der Renovierung der Kirche 1992/1993 wurde auch die Orgel saniert. Hierbei wurden die alten Prospektpfeifen durch neue, wieder aus Zinn gefertigte Pfeifen, ausgetauscht.

Links im Altarraum steht das alte, aus Naturstein gehauene Taufbecken. Es stammt vermutlich aus der Klosterkirche und stand lange Zeit im Garten des Pfarrhauses und später vor dem Eingang der Kirche. 1985 wurde es auf Veranlassung des damaligen Dekans Ernst Rink einer gründlichen Restaurierung unterzogen und bekam danach seinen angemessenen Platz im Chorraum.

Das Geläut

Das Geläut der Wirberger Kirche bestand über Jahrhunderte hinweg aus zwei Glocken.

  • Glocke I: Die "Vater-unser-Glocke": Gegossen 1788, Schlagton "c"
  • Glocke II: Die "Franziskus-Glocke": Diese sehr wertvolle Denkmalglocke mit dem Schlagton "f" wurde wahrscheinlich im 14. Jahrhundert gegossen. Die in Latein abgefasste, aus prächtigen gotischen Majuskeln bestehende Inschrift lässt darauf schließen, dass sie aus dem Barfüßer-Kloster in Grünberg (1272 - 1528) stammt. Die Glocke ist dem heiligen Franziskus von Assisi geweiht.



1996 wurde das Geläut um zwei neue Glocken erweitert:

  • Glocke III: Die "Friedensglocke" mit dem Schlagton "g"
  • Glocke IV: Die "Taufglocke" mit dem Schlagton "a"


Beide Glocken wurden in der Glockengießerei Rincker in Sinn gegossen.

Die Glocken erklingen wie folgt vom Wirberg

  • Täglich morgens um 8 Uhr Glocke I
  • Täglich Mittags um 12 Uhr: Glocke III
  • Abends (außer Samstag und Sonntag): Glocken I und II
  • Samstag und Sonntag-Abend sowie an Festtagen: Glocken I bis IV

Auch in rein geografischer Hinsicht ist der Wirberg ein lohnendes Ausflugsziel mit idealen Voraussetzungen für Rad‑ und Wandertouren. Da er mit 316 m über NN die höchste Erhebung im weiten Umkreis darstellt, kann man bei geeigneter Witterung eine herrliche Aussicht genießen. Während sich im Osten ein Panoramablick über einen Großteil des Vogelsberg‑Westhangs mit dem Hoherodskopf bietet, überblickt man in Süd ‑ Südwestlicher Richtung einen Teil der Wetterau mit der Burgruine Münzenberg bis hinauf in die Höhenzüge des Taunus mit dem Großen Feldberg.

Der Schlüssel zur Kirche ist bei der Küsterin auf dem angrenzenden Bauernhof erhältlich.

Nähere Informationen zum Kirchspiel Wirberg erhalten Sie auf www.kirchspiel‑wirberg.de
Von Richard Becker