Lutherkirche in Offenbach

Die Offenbacher Lutherkirche wurde in den Jahren 1912 bis 1914 durch Prof. Friedrich Pützer erbaut, der in Darmstadt an der Technischen Hochschule ordentlicher Professor für Städtebau und Kirchenbau und zugleich Kirchenbaumeister der evangelischen Kirche im damaligen Großherzogtum Hessen war.

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Offenbach: Ev. Lutherkirche

Glocken
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Zahlreiche Kirchen und weitere Gebäude im Jugendstil stammen von ihm; sein bekanntestes Werk dürfte der Darmstädter Hautbahnhof sein.

Das Gebäude war als "Gruppenanlage" konzipiert: Es bildete ein Gemeindezentrum, das neben dem eigentlichen Gottesdienstraum die weiteren Gemeinderäume sowie Büroräume und Dienstwohnungen unter einem Dach zusammenfasste. Dabei befindet sich der Gottesdienstraum im ersten Obergeschoss über dem Gemeindesaal.

Die Außenansicht wirkt verhältnismäßig schlicht und eher unauffällig. Der Kirchturm ist nur als Dachreiter und nicht als eigenständiges Bauwerk ausgestaltet. Im Inneren fallen die warme Farbgebung und die reichliche Verwendung von Holz auf. Charakteristisch ist die Ausgestaltung des Gottesdienstraumes mit seiner Jugendstilornamentik und dem Orgelprospekt der historischen Denkmalorgel von G. F. Steinmeyer (Oettingen) aus dem Jahr 1914 – Altar, Kanzel und Orgel bilden eine Einheit.
 

Die Glocken

Die Glocken der Lutherkirche stammten 1913 aus Apolda in Thüringen von der Glockengießerei Schilling. Ihre Inschriften erhielten sie nach den Anfängen von drei Lutherliedern: die große Glocke "Aus tiefer Not schrei ich zu Dir" (Ton e), die mittlere "Erhalt uns, Herr, bei Deinem Wort" (Ton g) und die kleine, die Vater-unser-Glocke "Vater unser im Himmelreich" (Ton a).

Wie bei vielen anderen Kirchen, so mussten auch die Glocken der Lutherkirche im Jahr 1917 wieder vom Turm genommen werden, um als Kriegsmaterial Verwendung zu finden. Im Laufe der 1920er Jahre wurde ein neues Geläute aus drei Glocken für die Lutherkirche finanziert, das ab 1927 seinen Dienst versah. Jedoch mussten die beiden großen zu Beginn des zweiten Weltkriegs wieder den Weg ihrer Vorgängerinnen auf sich nehmen.

Im Jahr 1952 wurde dann das Geläut der Lutherkirche durch Spenden der Gemeindemitglieder wieder auf drei Glocken ergänzt. Diese jetzigen Glocken tragen dieselben Inschriften wie die Glocken von 1913.

Neben dem täglichen Abendläuten um 20 Uhr und dem Läuten bei gottesdienstlichen Feiern wird täglich um 12 Uhr für fünf Minuten vom Turm der Lutherkirche geläutet, als Aufforderung zum Gebet für den Frieden.

Von Dr. Karl Hainer