Karlskirche in Kassel

Seit 1957 besitzt die Karlskirche ein Glockenspiel. Das ursprüngliche Glockenspiel (Carillon) hatte 35 Glocken und wurde im Jahre 1956 von der Firma F.W. Schilling in Heidelberg gebaut.

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Kassel: Karlskirche

Glocken
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Es folgten zwei Erweiterungen in den Jahren 1989 und 1995, so dass das Spiel zur Zeit mit 47 Glocken ausgestattet ist. Das Glockenspiel hat nun einen Tonumfang von vier Oktaven.

Auf den Glocken erklingen hauptsächlich Choralweisen. Es wird von ehrenamtlichen Glockenspielern bedient, die ihren Dienst mit großer Zuverlässigkeit und Freude versehen. Die Melodien sind bis zur Karlsaue hinunter zu hören. Durch das Glockenspielfestival, das alle zwei Jahre mit Unterstützung der Kasseler Sparkasse durchgeführt werden kann, erlebt das Glockenspiel eine besondere Aufmerksamkeit.

Vier große Glocken sind als Läuteglocken angeschlossen und tragen als Inschrift die Ich-bin-Worte Jesu:

  • AIS – Totengedächtnisglocke: "Ich bin die Auferstehung und das Leben" (Johannes 11,25)
  • C’’ – Tageszeitenglocke: "Ich bin das Licht der Welt" (Johannes 8,12)
  • ES’’ – Gebetsglocke: "Ich bin das Brot des Lebens" (Johannes 6, 35)
  • G’’ – Taufglocke: "Ich bin der gute Hirte" (Johannes 10,12)

 

Wie spielt man Glockenspiel (Carillon)?

Der Spieler sitzt in gerader Haltung vor einem Stockspieltisch, der ähnlich wie ein Orgelspieltisch aussieht. Allerdings gibt es keine Tasten, sondern Stöcke, die einen Abstand von ca. 5 cm haben. Mit der Unterseite der geschlossenen Hand (kleiner Finger unten) schlägt er die Stöcke herunter. Wird die Hand geöffnet ist auch ein zweistimmiges Spielen mit einer Hand möglich (Daumen und Zeigefinger umklammern die beiden Stöcke).

Die tiefsten Glocken werden durch die Fußtasten mit den Füßen gespielt.

Nach dem Anschlag kann der Ton nicht mehr beeinflusst werden. Die Lautstärke muss beim Spielen stark differenziert werden. Die tiefen Glocken haben einen längeren Nachhall und dürfen deshalb nicht durch zu lautes Ertönen die Oberstimme verdecken. Die wertvollste Eigenschaft eines handgespielten Glockenspiels ist diese Dynamik. Sie muss vom Spieler je nach Komposition variabel eingesetzt werden.

Von Wilhelm Ritter