Schwalm-Eder-Kreis Homberg (Efze) St. Marien
Die evangelische Stadtkirche St. Marien liegt mitten in der Altstadt und ist das weithin sichtbare Wahrzeichen der Kreisstadt Homberg (Efze), erhöht am Marktplatz gelegen.
Die Kirche aus dem 13. Jahrhundert gehört neben der Elisabethkirche in Marburg zu den wichtigsten gotischen Baudenkmälern im nördlichen Hessen. Ihr kommt eine besondere Bedeutung innerhalb des hessischen Protestantismus zu: Im Jahre 1526 berief Landgraf Philipp der Großmütige eine Synode nach Homberg ein, die in dieser Kirche tagte und den Zeitpunkt markiert, an dem die Landgrafschaft Hessen evangelisch wurde. Deshalb nennt man sie die Reformationskirche Hessens.
Die Glocken
Das Geläute setzt sich aus einem klangvollen und zum Teil historischem Fünfergeläut in den Schlagtönen c1, es1, f1, as1 und b1 zusammen. Diese Bronzeglocken hängen an Stahljochen im Stahlglockenstuhl.
Das Westportal
Bemerkenswert ist das gotische Westportal mit Figurenschmuck wie Löwen, Blattmasken, Engeln und vermutlich Evangelisten. Ursprünglich war das stattliche Westportal mit einem Fenstertympanon wohl als Figurenportal geplant, die Baldachine blieben jedoch leer. Die Steinmetzarbeiten werden Tyle von Frankenberg zugeschrieben. Das Kirchenportal ist in früheren Vorstellungen der Übergang von der durch Teufel und Dämonen verunsicherten Welt in das Haus Gottes. In dieser Funktion sollte es zum einen böse Geister abschrecken, zum anderen den eintretenden Gläubigen daran gemahnen, das der Weg ins Himmelreich nur über die Befolgung der 10 Gebote und ein gottesfürchtiges Leben möglich war. Auf Grund dieser Bedeutung des Portals war es meist reich geschmückt.
Bildprogramm und Wimperg
Das Homberger Portal weist trotz fehlender Plastiken auf den Konsolen ein Bildprogramm mit einer großen Anzahl von Blattwerk umkränzten Gesichtern oder Fratzen auf. Diese sowie eine Fratze im Innern der Kirche sollten das Böse abwehren. Die Fratze im Innern, ein sogenannter Neidkopf, befindet sich in der südwestlichen Ecke der Kirche.
Der Wimperg zeigt an seiner Basis Reste einer apotropäischen (der Abwehr von Bösem dienenden) Figur: An der Basis des Wimpergs kriecht ein Wesen mit schlängelndem Schwanz in die Kirche, auf der Gegenseite schaut die Figur wieder heraus. Zur Zeit des Bildersturmes scheint die Figur zerstört worden zu sein. Sie könnte einen Drachen dargestellt haben. Eine andere Theorie interpretiert die Figuren als geflügeltes Wesen (Löwe) auf der rechten Portalseite sowie als Hundefigur auf der linken Portalseite.
Zwei Denkinschriften
Rechts vom Portal befinden sich zwei Denkinschriften. Eine Tafel trägt die lateinische Inschrift: Im Jahre des Herren 1374 am Dienstag (16. Mai) vor dem Pfingstfeste ist begonnen worden dieser Turm durch Heinrich von Heserode den Fabrikmeister. Die andere Inschrift aus dem Jahre 1926 verweist auf die Reformation im Jahre 1526.
Von Dr. Klaus Lamprecht