Wasser im Glas

In Deutschland gibt es mehr als 800 verschiedene Mineralwässer. Alle werben damit, dass sie das Wertvollste der Natur enthalten. Wie findet man als Verbraucher heraus, welches Wasser das Beste ist? Worauf kommt es beim Einkauf an? Und was ist mit Leitungswasser?

Bei Mineralwässern gibt es teilweise große Preisunterschiede, aber: Der Preis pro Kiste sagt nicht viel über die Inhaltsstoffe aus. Und grundsätzlich kann man auch nicht sagen, dass "Stilles Wasser" besser ist als "Medium" oder Wasser mit viel Kohlensäure. Ob mit oder ohne Kohlensäure ist eine sehr individuelle Entscheidung und Frage der Verträglichkeit.

Wer allerdings angebrochene Wasserflaschen über Tage stehen lässt, sollte besser welches mit Kohlensäure wählen. Kohlensäure ist ein natürlicher Keimschutz. Das ist wichtig auch für Menschen, deren Immunsystem schwächer ist. Das alles ist noch einfach zu überschauen. Viel komplizierter wird es, wenn es um die Mineralien geht. Die stehen zwar auf jedem Flaschenetikett – aber für die meisten ist das ein Buch mit sieben Siegeln.

Was ist die Aussage "mit viel Magnesium" wert?

Wer joggt, Rad fährt oder Fußball spielt, der braucht viel Magnesium, das auch das Nervensystem stärkt. Wenn mehr als 50 Milligramm pro Liter enthalten sind, darf damit besonders geworben werden. Es gibt Wässer, die liefern drei Gramm Magnesium pro Liter, andere das 20-fache. Also nicht auf die Werbung, sondern auf das Etikett schauen. Dort sollten 50 mg oder noch besser 100 mg stehen.

Allerdings ist der Tagesbedarf damit nicht gedeckt: Eine Frau braucht pro Tag rund 300 Milligramm Magnesium. Also müsste sie sechs Liter des magnesiumhaltigen Mineralwassers trinken, um das Tagessoll zu erfüllen. Aber Magnesium essen wir auch in grünem Gemüse wie Salat und Spinat, in Bananen und Nüssen.

Manche Mineralbrunnen werben mit dem hohen Calciumgehalt. Was ist "viel"?

Wenn auf dem Etikett 150 mg steht, ist das schon eine ordentliche Menge. Allerdings müsste man davon auch zehn Flaschen trinken, um den Tagesbedarf zu decken. Leichter geht das mit Milch und Milchprodukten.

Auf welchen Inhaltsstoff sollte man noch schauen?

Wer etwas für die Verdauung tun möchte, sollte auf Sulfat achten. Manche Mineralwässer enthalten nur 20 mg pro Liter, andere 1.500 mg. Jemand mit Verdauungsproblemen sollte Wasser mit sehr viel Sulfat trinken.

Hat Leitungswasser überhaupt auch nennenswerte Mineralstoffgehalte?

Am Wasserhahn klebt zwar kein Etikett, auf dem die Mineralstoffgehalte stehen, aber die Inhaltsstoffe kann jeder für seine Region im Internet nachschauen. Die Wasserwerke veröffentlichen die Zahlen bis ins Detail. Und das was aus der Leitung kommt, ist häufig nicht viel schlechter als das, was Mineralwasser aus Flaschen.

Das Frankfurter Leitungswassers enthält beispielsweise mehr Magnesium und Calcium als das Flaschenwasser eines Discounters. Auch bei den anderen Mineralien schneidet es nicht schlechter ab, als viele Flaschenwässer. Manche Regionen in Hessen liefern aus dem Hahn besseres Wasser als das, was es in Flaschen zu kaufen gibt.

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Verschlechterung durch alte Rohre

Alte Häuser haben alte Rohre: Hier kann die Konzentration von Blei oder Kupfer im Leitungswasser zu hoch sein. Dann kann es sinnvoll sein, lieber Flaschenwasser zu trinken. Auch für Säuglinge ist Flaschenwasser unter Umständen sicherer.

Ende der weiteren Informationen

Und noch etwas spricht für Leitungswasser: Wasserwerke müssen unerwünschte Stoffe und Keime so weit wie möglich entfernen. Bei natürlichem Mineralwasser geht das nicht. Es darf laut Mineral- und Tafelwasser-Verordnung praktisch nicht behandelt werden. Und deshalb zeigen Analysen immer wieder, dass im einen und anderen Flaschenwasser mehr natürliche Verunreinigungen sind als im Leitungswasser.

Sendung: hr4, hr4 - Mein Morgen in Hessen, 09.12.2018, 06:00 Uhr