Wildunfall Reh Sujet

Im Herbst und im Frühjahr steigt das Risiko von Wildunfällen. Morgengrauen und Dämmerung sind die kritischen Phasen. Hier heißt es wachsam sein und Tempo reduzieren.

Um einen Wildunfall zu vermeiden, hier einige Tipps von den Experten des Deutschen Jagdverbands:

  • Die gefährliche Zeit ist während der Paarung zwischen Juli bis Januar. Wie beim Menschen auch, reagieren liebestolle Tiere nicht immer "normal".
  • Im Morgengrauen und in der Dämmerung gilt dann erhöhte Aufmerksamkeit. Kritischer wird es noch, wenn Nebel auftritt.
  • Die Hinweisschilder auf Wildwechsel ("Springender Hirsch") unbedingt beachten und ernst nehmen!
  • Immer beide Straßenränder im Auge behalten.
  • Nicht nur in Waldgebieten ist Vorsicht geboten, auch dann, wenn auf einer Seite Wald und auf der anderen Felder oder Wiesen sind, ist mit querenden Wildtieren zu rechnen. Die Tiere sind dann auf Nahrungssuche.
  • Vor allem auf den Streckenabschnitten, wo es schon Warnschilder gibt, unbedingt den Fuß vom Gas nehmen und die Geschwindigkeit reduzieren. Jederzeit bremsbereit sein.
  • Wo es geht, immer mit Fernlicht fahren. So kann man ggf. am Funkeln der Augen die Tiere frühzeitig erkennen. Meist tauchen sie aber viel näher vor dem Auto auf.
  • Wenn Tiere im Scheinwerferlicht zu sehen sind, sofort abblenden. Denn durch das Licht können sie geblendet werden und auf der Straße stehenbleiben oder auf die Straße laufen, um aus der Blendzone zu kommen.
  • Wenn sich Tiere am Straßenrand aufhalten, abbremsen und hupen. Mit etwas Glück flüchten sie vor dem Lärm in den Wald.
  • Auch wenn einige Tiere in ausreichender Entfernung die Straße überquert haben, muss mit weiteren Tieren gerechnet werden, die ihnen nachfolgen. Zur Sicherheit kurz anhalten und einige Minuten warten.

Oft tauchen die Wildtiere aber in einer Entfernung auf, in der ein Zusammenprall nicht mehr vermieden werden kann. Das Gewicht eines ausgewachsenen Hirsches erhöht sich bei einem Aufprall bei Tempo 60 km/h auf 5 Tonnen. Das entspricht dem Gewicht eines erwachsenen Elefanten. Ein Wildschwein trifft das Fahrzeug mit immerhin noch 3,5 Tonnen. So viel wiegt ein Nashorn!

Wenn der Aufprall unvermeidlich ist und es zum Unfall kommt:

  • Voll auf die Bremse treten und das Lenkrad gut festhalten. Ein Ausweichmanöver hat in der Regel schlimmere Folgen als der Zusammenstoß.
  • Wenn es gekracht hat, anhalten und die Unfallstelle absichern: Warnblinkanlage einschalten und Warndreieck aufstellen.
  • Dann immer die Polizei verständigen. Die kümmert sich auch darum, den zuständigen Förster oder Jäger zu informieren. Auch für die Versicherung ist das wichtig.
  • Ein angefahrenes oder totes Tier nie mit bloßen Händen anfassen. Es könnte beispielsweise mit Tollwut infiziert sein. Deshalb erst die Notfall-Handschuhe anziehen.
  • NIE das tote Tier in den Kofferraum packen und nach Hause fahren. Das gilt als Wilddieberei und ist strafbar!
  • Wenn ein angefahrenes Tier flüchtet, nicht die Verfolgung aufnehmen. Fluchtrichtung merken oder markieren, damit der Jäger es finden kann.

Zeitumstellung erhöht Gefahr

Die Umstellung auf die Winterzeit sorgt dafür, dass mehr Autofahrer in den "gefährlichen Phasen" Dämmerung und Morgengrauen unterwegs sind. Oft handelt es sich auch um Gruppen und wenn schon welche über die Straße gelaufen sind, muss man immer noch mit Nachzüglern rechnen.

Bremsweg immer bedenken

In der kritischen Zeit sollte man die Geschwindigkeit in Waldgebieten reduzieren. Wenn es um den Anhalteweg geht, verhindert eine weniger Tempo oft den Unfall.

Der ADAC hat in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Jagdverband und dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat folgende Rechnung aufgemacht: Fährt man mit 60 km/h auf trockener Straße und sieht in 60 Metern Entfernung Wild am Straßenrand, kommt man in 35,2 Metern zum Stehen. Auch bei Temop 80 verhindert man den Zusammenprall noch, da der Wagen nach 55,1 Metern zum Stehen kommt.

Ist man aber mit 100 km/h unterwegs, schafft man es nicht mehr, den Aufprall zu vermeiden. Der Anhalteweg verlängert sich auf 79,2 Meter. Die Geschwindigkeit beim Zusammenstoß mit dem Tier beträgt dann immer noch 61,1 km/h. Bei einem Tempo von 110 km/h erhöht sich der Anhalteweg auf 92,8 Meter und die Aufprallgeschwindigkeit auf 79,8 km/h.

Und gerade im Herbst ist eine trockene Fahrbahn oft nicht gegeben. Nässe und Laub verlängern den Bremsweg noch einmal. Deshalb: Fuß vom Gas und wachsam sein!

Sendung: hr4, hr4 - Mein Morgen in Hessen, 04.10.2022, 06:00 Uhr