Die Hirschbrunft beginnt So röhrt man wie ein Hirsch

Bald gibt es in Teilen Hessens und einigen Wildparks wieder ein imposantes Schauspiel zu sehen und hören: die röhrenden Hirsche. Diese besonderen Tierlaute werden auch von Jägern nachgeahmt und es gibt sogar Meisterschaften. Hans Kruhm aus Melsungen, ein Könner auf diesem Gebiet, hat hr4-Redakteur Julian Jack die richtigen Töne beigebracht.

Hans Kruhm
Hans Kruhm aus Adelshausen ist Berufsjäger und kennt sich mit der Hirschbrunft aus. Bild © hr/Julian Jack
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Tipp

Wer die Brunft des Rotwilds mal selbst erleben will, findet dazu in Hessen einige Möglichkeiten. In vielen Wildparks oder auch im Nationalpark Kellerwald-Edersee gibt es spezielle Führungen zu Hirschbrunft und andere Veranstaltungen rund um die Rothirsche.

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Im Herbst beginnt bei den Hirschen die Brunftzeit. Die Hirsche röhren und versuchen damit die Konkurrenz abzuschrecken und die Hirschkühe für sich zu gewinnen. Das machen sich auch Jäger zunutze: Sie imitieren das Röhren, um die imposanten Hirsche aus der Deckung zu locken. Das dient weniger der Jagd, als mehr der Begutachtung.

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Einer, der diese besondere Technik beherrscht, ist Hans Kruhm aus Melsungen. Er ist Berufsjäger und hat vor zehn Jahren zu Beginn seiner Ausbildung mal bei einer Hirschrufer-Meisterschaft teilgenommen. Mehr aus Spaß, als mit der Absicht zu gewinnen. Aber er beherrscht die Technik und weiß mit welchen Hilfsmitteln man den Schrei gut erzeugen kann.

Küchenrolle und Gießkanne helfen

Denn hr4-Redakteur Julian Jack möchte das Röhren erlernen. Dazu empfiehlt Hans Kruhm die Pappröhre einer Küchenrolle oder eine große Gießkanne. Es gibt auch spezielle Röhren mit verschiebbaren Elementen, doch die sind nur etwas für die Profis und für Meisterschaften. Mit allen Hilfsmitteln wird die Resonanz verstärkt. Der Brunftschrei dient zum Anlocken der Weibchen, zum akustischen Präsentieren der Männlichkeit, soll aber auch Rivalen imponieren und sie im besten Falle vertreiben.

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Das hat Jäger Kruhm auch schon in der freien Wildbahn mit Erfolg erprobt. Wobei er auch relativiert: "In der Hochbrunft sind die Hirsche so hormongesteuert, dass sie wohl auch auf das Quietschen von Autoreifen reagieren." In der Natur kann man den Hirschschrei noch durch das Knacken von trockenen Ästen auf dem Boden und dem Schlagen eines Stocks gegen einen Baum unterstützen. Das Baumschlagen imitiert das Anstoßen des Geweihs.

Weitere Schreie im Repertoire

Neben dem Brunftschrei gibt der Hirsch weitere Laute von sich - etwa den sogenannten "Sprengruf". Dieser Ruf ist zu hören, wenn der Hirsch einen Rivalen im Kampf besiegt hat oder wenn er eine Hirschkuh in seinen Harem treibt. Alte, erfahrene Hirsche röhren aus der Deckung heraus. Mit diesen Lauten machen sie deutlich, dass sie eine Menge Erfahrung auf dem Buckel haben und man sich mit ihnen besser nicht anlegen sollte.

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Für Jäger sind das Nachahmen der Schreie und das Hervorlocken der Hirsche wichtig, um zu sehen, wie es um das Rotwild bestimmt ist. In Hessen gibt es verschiedenen Populationen, aber es fehlt der Austausch. Der Genpool müsste durch bauliche Maßnahmen, beispielsweise Grünbrücken, verbessert werden. Inzucht ist für den Fortbestand ein Problem. In der Brunft lässt sich gut erkennen, wie es um die Vitalität der Hirsche und damit der Nachkommenschaft bestellt ist.

Unterschiedlicher Brunftbeginn in Hessen

In den verschiedenen Hirsch-Revieren beginnt die Brunftzeit unterschiedlich. Im Süden sind die Hirsche meist etwa zwei Wochen früher in Brunftstimmung als in Nordhessen. Dort, so Kruhm, seien Dank der zusammenhängenden Waldgebiete etwa 2.000 Rotwild-Expemplare beheimatet. Wenn im September die Tage kürzer werden, verändert sich der Hormonspiegel der Hirschkühe. Das riechen die Männchen und reagieren entsprechend.

Julian Jack und Hans Kruhm
Mit einer Papprolle röhrt Hans Kruhm. Bild © hr/Julian Jack

Durch die Brunftzeit kann es zu mehr Wildunfällen auf befahrenen Waldstrecken kommen. Beim Spazierengehen im Wald aber ist diese Gefahr sehr gering, betont Hans Kruhm. Denn die Hirsche riechen den Menschen und als Fußgänger hört man die Tiere gut und kann sich entsprechend verhalten.

Damwild etwa vier Wochen später dran

Neben dem Rotwild leben in Hessen auch Damhirsche. Hier beginnt die Brunftzeit etwa vier Wochen nach dem größeren Rotwild. Den Brunftschrei der Damhirsche findet Hans Kruhm nicht schön: Er erinnert mehr an ein Rülpsen als an ein Schreien. Eine größere Population ist im Mönchbruch bei Frankfurt zu finden.

Damhirsch
Damhirsche beginnen später mit der Brunft als das Rotwild. Bild © hr/Mario Hornitschek

Bei den Meisterschaften spielen die Damhirsch-Rufe keine Rolle. Hier bewertet die Jury nur das Repertoire des Rotwilds. Julian Jack hat sich durchaus als Naturtalent erwiesen, meint der Experte, aber für die Meisterschaft muss er noch viel üben. Hans Kruhm ist bei seiner überraschenden Teilnahme in letzten Drittel des Felds gelandet.. Doch ihm ging es mehr um dem Spaß der Teilnahme: "Dabei sein ist alles!".

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Sendung: hr4, hr4 - Mein Morgen in Hessen, 07.09.2022, 06:00 Uhr

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Quelle: hr4