Mann schimpft am Smartphone

Als Kind lernt man: Du sollst nicht fluchen! Allerdings lernt man es dann durch das Verhalten der Erwachsenen doch. Und ab und zu mal ist es gar nicht schlimm, sondern auch gut für unsere Gesundheit.

Wir sollen es nicht tun, tun es aber doch immer mal wieder: fluchen! Und das muss uns nicht unangenehm sein, meint Werner Gross, Psychotherapeut und Psychologe aus Gelnhausen. Das Fluchen ist eine Art Ablassen von Druck. Wir lassen damit Dampf ab und fühlen uns besser. Es ist, so unser Experte, ein Zeichen des Loslassens.

Das spontane Fluchen ist ein echter und authentischer Gefühlsausbruch, der der Situation geschuldet ist. Wenn es allerdings zu einem Dauerzustand wird und man ständig flucht, wird das chronisch und zu einem Charakterzug. Das hat dann allerdings keine entlastende Wirkung mehr. Es wird dann eher zu einem Hemmnis und die Umwelt nimmt einem eher nur noch als "nervenden Kotzbrocken" wahr.

Fluchen lässt Schmerzen besser aushalten

Einer Studie zufolge hielten Menschen, deren Hände in Eiswasser getaucht waren, die Schmerzen besser aus, wenn sie fluchten. Werner Gross bestätigt das: Durch das Schimpfen entledigt man sich Spannungen und Schmerzen. Es macht es etwas erträglicher. Man kennt das ja auch selbst, wenn man sich beispielsweise beim Aussteigen aus dem Auto den Kopf anstößt. Nach einem "So ein Mist!" ist der Schmerz nicht mehr ganz so stark.

So ein spontaner Ausbruch ist als hilfreich. Weniger gut ist es, wenn sich so etwas aufstaut und man zu einem Pulverfass auf zwei Beinen wird. Das ist nicht gut für die Gesundheit und ein Ausbruch der angestauten Wut geht dann oft nach hinten los, da es zum falschen Zeitpunkt passiert: Deshalb lieber ab und an mal Dampf ablassen und sich besser fühlen.

Sendung: hr4, hr4 - Mein Morgen in Hessen, 14.11.2020, 06:00 Uhr