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"Bei Hummeln macht der Po den Unterschied"

Hummel

In Aarbergen an der Grenze zu Rheinland-Pfalz befindet sich die Anlaufstelle für Hummel-Fans. Dort hat Rüdiger Schwenk eine Hummelzucht aufgebaut. Auch wenn die Tiere keinen Honig produzieren, erfüllen sie eine wichtige Aufgabe in der Natur. Der Züchter hält sie sogar für wichtiger als Bienen.

Rüdiger Schwenk

Es ist schon eine ungewöhnliche Aufgabe, der sich Rüdiger Schwenk verschrieben hat. Er züchtet Hummeln - dieser Beruf ist einmalig in Deutschland. Die Nachfrage nach Hummeln aber ist international. Regelmäßige Lieferungen gehen beispielsweise nach Österreich.

Das Interesse an Hummeln besteht sowohl bei Privatpersonen als auch in der Landwirtschaft und bei Gärtnereien. Denn, so Rüdiger Schwenk, Hummeln sind die ersten Bestäuber im Frühjahr. Während Bienen erst ab etwa 15 Grad Celsius fliegen, zieht es Hummeln schon bei 8, 9 Grad ins Freie.

Erste Bestäuber

Hummeln sind für die rechtzeitige Bestäubung von vielen Obstbäumen wichtig. Deshalb zählen Obstbauern und Gärtner zu den Kunden von Rüdiger Schwenk und seiner Firma - sie lassen sich Hummelvölker liefern. Für Schwenk haben die Tiere eine größere Bedeutung als Bienen. Im Unterschied zu Bienen fliegen die Hummeln auch Tomaten an und bestäuben sie so.

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"Tomatenzüchter brauchen Hummeln als Bestäuber"

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Männchen und Weibchen unterscheiden sich durch Po-Form

Es gibt aber auch Privatpersonen, die sich ein Hummelvolk in den Garten holen oder auch auf den Balkon. Ein Stammkunde aus Wien holt sich jedes Jahr neue Hummeln. Denn herkömmliche Hummeln überleben nicht lange. Sie werden nur etwa ein halbes Jahr alt. Nur die Königinnen schaffen es ins nächste Jahr, um so für ein neues Volk zu sorgen.

Unterschiede gibt es zwischen den weiblichen und männlichen Tieren. Der lässt sich gut am Hintern feststellen: Die Drohnen, die männlichen Hummeln, haben einen runden Po und keinen Stachel. Bei den Weibchen läuft das Hinterteil spitzer zu, da sie einen Stachel haben. Im Gegensatz zu Bienen ist der Stachel fest und reißt normal nicht ab. Hummeln können daher mehrfach stechen. Ihre Enzymdrüse ist sechsmal zu groß wie die von Bienen. Allerdings stechen sie nur, wenn sie sich angegriffen fühlen. Eigentlich sind sie friedlich.

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Freundschaft mit Bienen

Das gilt aber nicht immer. Verirrt sich eine Wespe in eine Hummelbehausung, wird sie angegriffen. Auch Spinnen, die sich in den Bau verirren, werden als Feinde angesehen. Anders sieht es bei Bienen aus. Sie werden als Freunde wahrgenommen. Deshalb, so Rüdiger Schwenk, werden Hummel teilweise gemeinsam mit Bienen verschickt.

Im Gegensatz zu den Bienen produziert die Hummel jedoch nicht genug Honig, um ihn kommerziell zu nutzen. Sie legen im Unterschied zu Bienen keine Vorräte an. Sie suchen lediglich Nektar für die aktuelle Brut, die dann nur kurze Zeit lebt. Ein kleiner Vorrat ist nur für die Jungköniginnen nötig. Die durch Winterschlaf ins nächste Jahr kommen.

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Durch Zufall auf die Hummel gekommen

Für die Zucht eignet sich die Erdhummel am besten. Sie ist schwarz, hat einen gelben Ring und ein weißes Hinterteil. Dieses Wissen hat sich Rüdiger Schwenk über Jahre erarbeitet. Ebenso die beste Zuchtmethode, die allerdings nicht so einfach ist. So muss der Königin "mitgeteilt" werden, dass der Winterschlaf vorbei ist.

Dieses Geheimnis hütet Rüdiger Schwenk, wie so mancher Brausehersteller sein Rezept. Zur Hummelzucht ist er durch einen Zufall gekommen. Er sollte eine Behausung für die Tiere bauen. Dadurch hat er sich näher mit den Insekten befasst und seine Liebe zu ihnen entdeckt. Er hofft, dass das auch andere tun und die Hummeln einfach Hummeln sein lassen. Wenn man sie im Garten oder auf dem Balkon hat, sollte man sie in Ruhe lassen, denn sie sind "Selbstversorger".

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