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Ein junger Hausarzt mit Leidenschaft

Stefan Waßmuth in seiner vorübergehenden Praxis

Die ärztliche Versorgung auf dem Land ist seit Jahren ein Problem. Wenn Hausärztinnen und -ärzte in den Ruhestand gehen, finden sie oft keine Nachfolger. Diesem Trend tritt Stefan Waßmuth entgegen. Er eröffnet mit seinem Vater in Allendorf/Eder eine neue Praxis.

Wie kann man als Arzt einen gut dotierten Job in Frankfurt mit einer Landarztpraxis in Nordhessen tauschen? Für Stefan Waßmuth, Facharzt für Innere Medizin, war das keine Frage, sondern eine Chance.

Das Medizinstudium verschlug ihn zunächst nach Halle an der Saale. Dort wollte er möglichst schnell wieder weg, aber er blieb sechs Jahre bis zu seinem Abschluss. Danach praktizierte er ein Jahr in Südafrika, um anschließend sechs Jahre in Wiesbaden zu arbeiten.

Von der Prävention zur Patientenversorgung

Die letzten neun Monate war der 34-Jährige als Betriebsarzt im Industriepark Höchst in Frankfurt überwiegend mit Prävention und Arbeitsschutz betraut. Doch als Allgemeinmediziner wollte er Ansprechpartner für alle medzinischen Fragen sein, nicht nur Symptome behandeln, sondern den ganzen Menschen in seinem persönlichen Lebensumfeld im Blick haben.

Da ergab sich die Chance, gemeinsam mit seinem Vater Michael, der in Battenberg als Hausarzt aktiv war, in Allendorf/Eder eine neue Praxis aufzubauen. Das ist nicht nur ein beruflicher Neustart, sondern auch eine Rückkehr in die Heimat - ein lange gehegter Wunsch des Mediziners.

Moderne Hausarztpraxis das Ziel

Ausschlaggebend für den Schritt in eine gemeinsame Praxis waren für Vater und Sohn das Konzept und die Möglichkeiten, die ihnen die Stadt Allendorf bot. Die Region ist als unterversorgt eingestuft, hat also hausärztlichen Bedarf. Für Stefan Waßmuth war auch wichtig, etwas Neues aufzubauen und nicht in eine bestehende Praxis einzusteigen. Er möchte eine moderne Hausarztpraxis aufbauen.

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Hausarztpraxis in Nordhessen statt Großstadt

Stefan Waßmuth in seiner vorübergehenden Praxis
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Die Praxis soll auf die Zukunft ausgerichtet sein, mit Nutzung der digitalen Möglichkeiten, einer flachen Hierarchie, modernen Räumlichkeiten und moderner Ausstattung. Momentan gibt es allerdings eine Verzögerung von etwa acht Wochen: Der Mangel an Baustoffen wirkt sich auch auf die Eröffnung der neuen Praxis aus. Anfang März ist sie jetzt eingeplant. In der Zwischenzeit nutzen Vater und Sohn Räume, die von der Stadt organisiert wurden.

Team schnell gefunden

Das Team der Waßmuth-Praxis steht auch schon. Die beiden Ärzte werden durch vier medizinische Fachangestellte unterstützt. Stefan Waßmuth war überrascht von der großen Anzahl an Bewerbungen, selbst aus München.

Zwar vermisst der frisch gebackene Landarzt einige Annehmlichkeiten der Großstadt wie die Vielzahl von Restaurants oder den gutausgebauten ÖPNV. Dafür war es nicht schwer, einen Kita-Platz für seinen Sohn zu finden und auch die Nähe zur Natur sind gute Argumente fürs Land.

Erfahrungen aus Höchst einbringen

Stefan Waßmuth sieht die Region als unterschätzt an, haben doch einige bekannte, weltweittätige Firmen hier ihren Sitz. Dabei möchte der Mediziner auch gerne seine Erfahrungen aus dem Industriepark einbringen und neben der Praxis auch wieder im Arbeitsschutz und in der Prävention tätig sein. Auch auf die Tätigkeit als Notarzt möchte er nicht verzichten.

Möglichst lange mit dem Vater zusammenarbeiten

Dass das alles möglich ist, liegt auch an der Hilfe und Zusammenarbeit mit seinem Vater. Der junge Arzt kann von den Erfahrungen des älteren als Hausarzt genauso profitieren, wie der 66-Jährige Vater von den neuen Ideen und Herangehensweisen des 34-Jährigen. Vater und Sohn werden sich anfangs gegenseitig über die Schulter schauen, dann eigene Sprechstunden haben und sich abwechseln. Auch bei der Tätigkeit, die namensgebend für den Hausarzt ist: bei den Hausbesuchen. Denn wo die Menschen nicht zum Arzt kommen können, muss dieser zu ihnen kommen. In Allendorf/Eder ist das jetzt für viele Patienten möglich - durch einen jungen Arzt, der den Schritt zurück aufs Land gewagt hat.

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