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Bei Büdingen soll mittelalterliche Burg entstehen

Computermodell der Burg

Es klingt etwas aus der Zeit gefallen, was Marko Appel und seine Gleichgesinnten da planen. Sie möchten bei Büdingen eine Burg aus dem 11. Jahrhundert bauen, mit den Mitteln und Techniken der damaligen Zeit. Das Projekt ist gerade am Starten und nicht ganz billig.

In Guédelon in Frankreich wird schon seit 1997 an einer mittelalterlichen Burg gebaut. Die Handwerkerinnen und Handwerker arbeiten so wie ihre Vorgänger vor 700 Jahren. Alte, längst vergessene Berufe erleben hier eine Renaissance. Auch in Meßkirchen bei Sigmaringen wird das Mittelalter gelebt. Hier entsteht der "Campus Galli", eine Klosterstadt nach dem idealen Plan des Klosters St. Gallen.

Jetzt soll es auch in Hessen ein solches mittelalterliches Bauprojekt geben. Bei Büdingen könnte eine Turmhügelburg entstehen, wie sie um 1.000 nach Christus üblich war. Ein Verein um den ersten Vorsitzenden Marko Appel möchte in einer Bauzeit von etwa 15 Jahre die Burg entstehen lassen.

Alte Bau- und Handwerkstechniken (wieder) entdecken

Der gelernte Elektronikentwickler ist ein Mittelalter-Fan durch und durch. Das will er jetzt nicht mehr nur beim Besuch von Burgen und Ruinen ausleben, sondern selbst entdecken, wie es damals so war und wie so eine Burg entstand. Denn er sagt zurecht: "Damals gabs halt noch keine Baumärkte, man musste in den Wald gehen und sich die richtigen Bäume raussuchen."

Genau darum geht es Appel und seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern: Sie wollen erfahren, wie unsere Ahnen damals gearbeitet haben. Welche Techniken sie angewendet haben. Wie lange dauert es, aus einem Baumstamm eine Bohle zu fertigen? Wie werden die Steine behauen, damit sie gut passen? Welche Hilfsmittel hatte man früher zur Verfügung?

13 Millionen soll der Bau kosten

Die Rohstoffe, im Prinzip Bäume und Steine, sind bei dem Projekt zwar auch ein Kostenfaktor, doch das meiste ist für Arbeitskräfte vorgesehen. Menschen ersetzten früher viele Maschinen. Insgesamt geht der Verein von 13 Millionen Euro aus. Hier hofft der Verein auf Spenden bzw. Crowdfunding-Unterstützung zu bekommen.

Unterstützung gibt es auch von der Stadt Büdingen, mit der die Burgenbauer über einen geeigneten Platz, es werden etwa 10.000 Quadratmeter benötigt, verhandeln. Außerdem soll das Projekt wissenschaftlich von der Uni Bamberg begleitet werden.

Projekt für Besucher immer offen

Begonnen wird übrigens nicht mit dem Turm, wie viele denken mögen, sondern mit der sogenannten Hofreite. Das ist ein großes Bauerngehöft mit Nebengebäuden. Je mächtiger der Besitzer wurde, desto mehr baute er das Gelände aus, befestigte es mit einem Palisadenwall und baute sich schließlich den abgesonderten Turm als Zeichen der Herrschaft. Es war auch der letzte Rückzugspunkt, wenn die Burg angegriffen wurde.

Wie bei ähnlichen Bauvorhaben in Deutschland, mit denen Appel und seine Leute vernetzt sind, steht auch in Büdigen der Lerncharakter im Vordergrund. Schon während der Bauphase sind Besucher willkommen. Das ganze Projekt soll zum Mitmachen und Anfassen sein.

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Die neue Lust am Mittelalter

Claus Kropp im Freilichtlabor Lauresham mit einem mittelalterlichen Holzschlüssel
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